2019: «Neophytenmanagement – ganz konkret»
Neophytenbekämpfung – mit mehr Elan als Ärger

Medienmitteilung zur Neophyten-Fachtagung vom 26. Juni 2019 in Langenthal

Der Verein Smaragdgebiet Oberaargau hatte auf den 26. Juni zusammen mit der spezialisierten Firma Biodiversia GmbH und mit Unterstützung des Bundesamt für Umwelt BAFU zu einer Fachtagung zum Thema invasive Neophyten eingeladen. 44 Berufsleute tauschten sich intensiv aus, um im Smaragdgebiet Oberaargau samt Umgebung die gebietsfremden Pflanzen weiterhin an den «Hörnern» zu packen. Deutlich verärgert zeigten sich die Berufsleute, dass Private und Gewerbe Goldruten, Berufkraut und Sommerflieder vielfach ungehindert versamen lassen.

Sie setzen sich jedes Jahr während unzähligen Stunden für eine regionaltypische Pflanzenwelt ein: Werkhofmitarbeiter, Mitarbeiter des Strasseninspektorats, Unterhaltsequipen des öffentlichen Verkehrs und der Gewässerpflege, Stellensuchende, unzählige Freiwillige und weitere. Ob Hitze, Regen, Brennnesseln oder Zecken, die Leute im Einsatz gegen die invasiven Neophyten sind oftmals ausserhalb der Komfortzone unterwegs, durchs Band mit bemerkenswertem Elan. Auch deshalb wurde die Tagung durch das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und die Kantone Bern und Luzern unterstützt.

Goldruten, Berufkraut und Sommerflieder entfernen

An der Fachtagung «Neophytenmanagement – ganz konkret» kristallisierte sich die Forderung heraus, dass Hobbygärtner, Gewerbetreibende und weitere Landbesitzer insbesondere die nordamerikanischen Goldruten, das Einjährige Berufkraut und den Sommerflieder auf keinen Fall mehr versamen lassen und deshalb von ihren Flächen entfernen sollen. Andernfalls ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass diese Pflanzenarten mit dem Wind in die Nachbarschaft und die wertvollen, artenreichen Lebensräume der Region verfrachtet werden. Sie können zum Beispiel in landwirtschaftlichen Ökoflächen, in Kiesgruben oder im Wald keimen und mit der Zeit grosse Teile der einheimischen Vegetation verdrängen. Bereits eine einzige exotische Art kann viele einheimische Pflanzen überwuchern, während vom Klimawandel begünstigte Neophyten-Mischbestände künftig gar ganze heimische Pflanzengesellschaften den Garaus zu machen drohen.

Breite Allianz am Werk

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung waren sich einig, dass es gegen die invasiven Neophyten eine Allianz breiter Kreise braucht. Es gelte, die Grenzen zwischen Gemeinden und gar Kantonen sowie zwischen Organisationen, Institutionen und Firmen zu überspannen und insbesondere auch die Privaten mit ins Boot zu holen. Auch ausserhalb des Siedlungsgebiets seien die Ausbreitungswege für die exotischen Problempflanzen vielfältig: Die Borde der Verkehrswege grenzten an Wälder, diese wiederum an Gewässer, die zum Beispiel an Baustellen vorbeiführten, von wo die Samen und Pflanzenteile weiter transportiert werden könnten, wurden als Beispiele genannt. Die Tagung trug sichtlich zur Stärkung des in den letzten Jahren aufgebauten Netzwerks gegen die invasiven Neophyten bei. Auch dank der vom Strasseninspektorat des Kantons Bern präsentierten InvasivApp werden die Berufsleute nun noch besser in der Lage sein, verbleibende Problemzonen und Knacknüsse anzugehen. Zu diesen zählen unter anderem die Bestände des Japan-Knöterichs, die vermehrt mit 180°C heissem Dampf bekämpft werden.

Vorzeigebeispiel «neophytenarme Zone»

Seit 2006 setzen im Smaragdgebiet Oberaargau rund um Langenthal verschiedenste Einsatzkräfte unzählige Massnahmen gegen die invasiven Neophyten um. Auch in den «nördlichen Napfausläufern», z.B. bei Wynigen, Eriswil oder Altbüron, werden die exotischen Problempflanzen seit vielen Jahren weggejätet. Das breite Engagement ermöglichte bereits letztes Jahr die Lancierung einer «neophytenarmen Zone». Dank der koordinierten, zielgerichteten Vorgehensweise sollen die aktuellen Neophytenvorkommen auch zukünftig in Schranken gehalten, die artenreichen einheimischen Pflanzenbestände samt Tierwelt bewahrt, Schäden vermieden und langfristig Kosten gespart werden. Bis es soweit ist, müsse die Neophytenbekämpfung allerdings vielerorts von einer nebensächlichen Aufgabe des Werkhofs zu einer stärker priosierten Aufgabe werden. Auch das war eine der Schlussfolgerungen der Neophyten-Fachtagung vom 26. Juni 2019 in Langenthal.

 

Beat Stalder und Adrian Steffen vom Strasseninspektorat des Kantons Bern

Beat Stalder (links) und Adrian Steffen vom Strasseninspektorat des Kantons Bern stellten ihre pionierhafte Vorgehensweise gegen die invasiven Neophyten vor. Foto: Werner Stirnimann

Lösung der Firma Häfliger gegen Japan Knöterich

Die Firma Häfliger präsentierte ihre gegen den Japan Knöterich einsetzbare Lösung. Foto: Werner Stirnimann

Ausflug im Rahmen der Tagung nach Roggwil-Wynau

Ausflug im Rahmen der Tagung nach Roggwil-Wynau, gleichzeitig Vorzeigebeispiel für erfolgreiche Bekämpfung wie auch eine Herausforderung. Foto: Beat Stöckli

Sommerflieder

Der Sommerflieder einst als Schmetterlingspflanze geschätzt, heute als invasive Pflanze verpönt. Foto: Beat Stöckli

das Einjährige Berufkraut

Früher was das Einjährige Berufkraut harmlos, heute verdrängt es seltene einheimische Pflanzen. Foto: Werner Stirnimann

Nordamerikanische Goldrute

Die amerikanischen Goldruten beeinträchtigen die Artenvielfalt, deshalb am besten aus den Gärten entfernen. Foto: Beat Stöckli